Hallo liebe Vereinsmitglieder, hallo auch an die Vertreter der Gemeinde Breese.
Nachdem es jetzt schon eine ganze Weile her ist daß wir uns hier über das potentielle Wappen der Gemeinde ausgelassen haben, hier nun eine Erklärung für die Verzögerung.
Ich stand und stehe in intensivem Kontakt mit Herrn Heegewaldt, dem Gutachter des Landesarchives Brandenburg, der für die Prüfung der kommunalen Hoheitszeichen der Gemeinden des Landes Brandenburg zuständig ist. Ihm habe ich nun mehrmals Entwürfe des Wappens geschickt und um eine vorläufige Stellungnahme zu den einzelnen Aufrissen gebeten. Dabei stellte sich heraus daß Herr Heegewaldt mit dem Birkenblatt im Wappen so gar nicht einverstanden war / ist. Zum Einen "mag er keine landwirtschaftlichen und landestypischen Symbole in einem Gemeindewappen", nach seiner Auffassung hätten wohl einige Dutzend Gemeinden des Landes das recht eine Birke oder ein Birkenblatt im Wappen zu führen ( was ja wohl auch schon der Fall ist ), zum Anderen vertritt er die heraldische Lehrmeinung daß es kein Birkenblatt in der heraldischen Terminologie gibt.
Ich sah und sehe es als meine Aufgabe Herrn Heegewaldt davon zu überzeugen daß das Birkenblatt sehrwohl im Wappen von Breese enthalten sein muß. Aus diesem Grund habe ich einen neuen Aufriss erstellt, der ein nach meinem Dafürhalten durchaus charakteristisches Birkenblatt aufweist. Außerdem habe ich mit Hilfe von Ingo, an dieser Stelle noch einmal ein großes Dank an dich, einiges über die Entstehung des Ortes und seines Namen erfahren, was ich Herrn Heegewaldt in meiner heute verfassten Mail auch mitteilte.
Erschwerend kommt hinzu, daß auch der Herold Berlin davon abrät ein Birkenblatt in einem Wappen aufzunehmen, hierzu die Antwort des Herold auf meine Anfrage, Zitat Dr. Beck :
In der Heraldik finden sich die unterschiedlichsten Blattformen; daß dabei die Blätter z.B. von Ahorn, Eiche, Linde, Klee und vom Weinstock vorherrschen, liegt an der charakteristischen Form dieser Blätter, die sich somit stilisiert eindeutig darstellen lassen. Natürlich kommen auch Buchen und Birkenblätter vor. Bei Durchsicht der Buchreihe der Deutschen Wappenrolle wird man auch diese unterschiedlichen Blattformen feststellen können. Berücksichtigen muss man dabei aber, dass bei Größe der Wappenzeichnungen und ggf. folgender Verwednung in Birefköpfen oder in Siegelringen die feinen Unterschiede bei den meisten Arten verschwinden. Anhand der Blasonierung werden die unterschiedlichen Arten aber kenntlich gemacht.
Bei der Darstellung der Arten im Wappen kommt weniger darauf an, die Blätter naturgetreu, als vielmehr charakteristisch und der üblichen stilistischen Form folgend darzustellen, damit sie möglichst eindeutig auch im Bild erkannt werden. Dabei sind Ahorn-, Kastanien-, Eichen-, Klee- und Lindenblätter am deutlichesten zu fassen. Buchenblätter sind dann ein wenig fülliger, Birkenblätter etwas schlanker, andere ellipsenförmiger oder spitz zulaufend darzustellen.Bei vielen Wappen werden Blätter oft unspezifisch nur unter Angabe ihrer Tinktur blasoniet. Zusammenfassend empfehlen wir, Blätter zu vermeiden, die nicht hinreichend charalteristisch wie die allgemein üblichen darstellbar sind. Dafür verweise ich auf die Wappenbilderordnung des HEROLD (Siebmachers großes Wappenbuch, Einleitungsband B, Neustadt/Aisch 1986), S.116 ff., wo fast alle sinnvoll darstellbaren Arten von Bäumen und Sträuchern aufgeführt sind, auf S.328 ff. deren einzelne Teile.
Für das Birkenblatt lassen sich nach unserer Recherche leicht abweichende natürliche Formen in entsprechenden botanischen Abbildungswerken nachweisen (nämlich mit konkaven Blattflanken), was die heraldisch eindeutige Darstellung nicht leichter macht. Im Kern stellt sich nach meiner Ansicht die Frage, warum es im Einzelfall tatsächlich ein konkretes Blatt sein muß und nicht allgemein ein Blatt sein darf.
Leider kann ich im Augenblick nicht die original Mail an ihn einstellen, weil sie noch gesendet wird, ist ne etwas größere Mail und der Server tut sich ein bißchen schwer, ich werde dies so schnell wie möglich hier nachholen.
Dafür stell ich aber nun einmal die Aufrisse hier ein, die er dazu erhalten hat. Das Wappen, Beispiele für Hißflagge und Fahne, als auch Siegel in 35 und 25 mm Größe. Wenn möglich druckt dies alles aus, dann könnt ihr die Entwürfe dem Gemeinderat vorlegen, später dann auch die Mail an Herrn Heegewaldt.
Hier nun die Mail an Herrn Heegewaldt:
Hallo und guten Tag verehrter Herr Heegewaldt,
es sind nun schon wieder einige Wochen ins Land gezogen seit wir uns zuletzt über das Wappen der Gemeinde Breese austauschen konnten, jedoch habe ich die Zeit durchaus genutzt um mich mit der Geschichte der Gemeinde, ihrem Ursprung und Werdegang intensiver zu beschäftigen.
Folgende Erkenntnisse konnte ich so gewinnen:
Der Name Breese, aus dem slawischen kommend und übersetzbar im Sinne von „ Der Ort an dem die Birken stehen“ hat wohl noch anderen Ursprung, oder könnte auf einige andere historische Begebenheiten hinweisen. Nachweislich wurde dieses Gebiet um Breese herum im 5. – 7. Jahrhundert durch die BRISANEN, einer Volksgruppe der Wenden besiedelt. Diese verehrten neben einigen anderen auch die Göttin BREESCKA, die in einem Birkenbaum wohnen sollte.
Zu diesem Zwecke errichteten die Brisanen einen Altar unter einem bestimmten BIRKENBAUM.
Übrigens fand ich einige bemerkenswerte Hinweise dazu in einem Buch welches vom Landesarchiv Brandenburg veröffentlicht wurde:
DIE PRIGNITZ von Liselott Enders, Band 38, Seite 33.
Während der Christianisierung dieses Gebietes versuchte die Kirche durch vorsichtiges Manipulieren besagte Brisanen zu bekehren, so dass im Laufe der Zeit die Verehrung der Göttin BREESCKA sich zur Verehrung der Hl. Jungfrau Maria wandelte. Um dieser Wandlung Ausdruck und nachhaltige Festigung zu geben errichtete man an der Stelle des „ Birkenbaum-Altares“ eine Kapelle, die noch heute bestehende Marienkapelle der Feste Burg Neuburg.
Vor diesem historischen Hintergrund ist es mehr als verständlich dass die Gemeinde Breese das Birkenblatt in ihrem Hoheitszeichen führen möchte.
In der Anlage finden Sie nun den letzten Aufriss für das Wappen. Ich habe die von Ihnen vorgeschlagenen Änderungen zum Einhorn, nämlich ein größeres bis fast in die Spitze reichendes Horn zu zeichnen, als auch die Haltung des Fabeltieres, aufrechter und etwas schlanker zu gestalten ausgeführt. Dies hatte positiverweise zur Folge dass die Nadel mit dem B-Faden noch größer gestaltet werden konnte, so dass auch ohne Probleme die Figuren in einem Amtssiegel , sogar noch unter 25 mm Größe, zu erkennen sind. Außerdem habe ich das Birkenblatt noch eindeutig charakteristischer zeichnen können.
Hier nun der Blason zum Wappen:
Im Grün ein vom unteren Schildrand zum oberen Schildrand wachsendes, großes silbernes Birkenblatt, belegt mit einem roten, schwarz bemähnten und rot bewehrten Einhorn, eine rote Nadel umschlungen von einem roten Faden in Form eines B, anspringend.
Die Symbolerklärung:
Das Grün für den Ortsteil Kuhblank, was aus dem Niederdeutschen übersetzt so viel wie „ Stutenweide/ Stutenwiese“ bedeutet.
Das Einhorn in Anlehnung an das Geschlecht derer v. Retzdorf, die dort auf der Burg Neuburg ihren Stammsitz hatten.
Nadel und Faden in Anlehnung an die Nähmaschinenfabrikation der Fa. Singer, die nachhaltig den Ort geprägt hat.
Die Farben rot/ silber in Anlehnung an die Landesfarben des Landes Brandenburg.
Mit der Bitte um eine neuerliche Beurteilung des Aufrisses und der Begutachtung auf heraldische Korrektheit verbleibt achtungsvoll
H.Fassbaender