Bleigießen
Ein immer noch beliebter, wenn auch allmählich einschlafender Silvesterbrauch bzw. Orakelbrauch auf der Silvesterfeier bzw. Silvesterparty ist in manchen Regionen bei Mann und Frau das Bleigießen. Im übertragenen Sinne kann das Blei als Schwermetall für alles Schwere und Belastende angesehen werden, das man im alten Jahr zurücklassen möchte. Wann der Brauch, Blei zu gießen, entstanden ist, wieso und in welchem Zusammenhang, ist schwer zu sagen. Schon im Altertum war das Gießen von Blei eine oft angewandte Methode. Im Mittelalter wurden mit dieser Gussmethode Siegel, Abzeichen, Schaumünzen usw. hergestellt. Möglicherweise aber hat die mittelalterliche Erfindung der Buchdruckkunst durch den Erfinder Johannes Gutenberg mit dem Silvesterbrauch zu tun. Zum Drucken wurde flüssiges Blei in die Matrizen gegossen. Schriftsetzer, die im Besitz von Blei waren, konnten Feiertagsgäste und Freunde zu Silvester mit dem Schwermetall versorgen, das dann in erhitztem Zustand in Wasser gelassen wurde und Figuren bildete, in denen man unterschiedliche Symbole sah.
Noch heute machen manche auf Silvesterpartys sich den Spaß, Blei in einem Löffel über einer brennenden Kerze zu schmelzen. Wegen der niedrigen Schmelztemperatur von Blei dauert der Vorgang nicht lange. Das geschmolzene Blei wird dann in ein Gefäß mit kaltem Wasser gegossen, in dem es sich sehr schnell wieder verhärtet. Die sich bildenden Figuren werden als Orakel angesehen, aus denen sich zukünftige Ereignisse im neuen Jahr ablesen lassen. Oft wird die Bleifigur in das Kerzenlicht gehalten. Die Form des Schattens, den das Bild im Licht der brennenden Kerzen wirft, dient dabei als Hilfe für die Deutung der Figur und des Orakels. Nicht alle Figuren bedeuten Positives für das neue Jahr und verheißen Gutes für die Zukunft. Beispiele für solche Figuren und ihre Deutungen sind unter anderem:
Anker – Hilfe in der Not,
Ball – Glück rollt heran,
Beil – Enttäuschung in der Liebe,
Blume, Blumen – neue Freundschaft,
Bock – Erwartung einer Erbschaft,
Brille – Weisheit, hohes Alter,
Dreieck – finanzielle Verbesserung,
Fisch – Glück,
Flasche – fröhliche Zeit,
Glocke, Glocken oder Ei – frohe Nachricht, Ankündigung einer Geburt,
Herz – sich verlieben,
Hut – gute Nachrichten,
Kreuz, Kreuze – Tod,
Kuchen – ein Fest steht bevor,
Kuh – Heilung,
Leiter – Beförderung,
Maus – heimliche Liebe, sparsam sein,
Ringe und Kränze – Hochzeit,
Schere – eine wichtige Entscheidung steht an,
Schiff, Schiffe, Flugzeug, Flugzeuge oder Rakete, Raketen – Urlaubsreise, Reise ins Ungewisse,
Schlange – andere sind neidisch auf dich,
Spinne – das Glück hängt am seidenen Faden
Stern, Sterne – Glück,
zerbrochene Ringe – Trennung
Letztendlich bleibt die Deutung jedes einzelnen Symbols jedoch immer jedem selbst überlassen.
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Silvestergruß, Neujahrsgruß, Neujahrskarte
“Ein gutes und gesegnetes neues Jahr!” So oder so ähnlich lautet überall der offizielle Neujahrsgruß, oder besser gesagt Silvestergruß, denn dieser Neujahrswunsch wird ja schon vor Eintritt des neuen Jahres ausgesprochen. Im privaten Umgang wünscht man sich eher “einen guten Rutsch”. Das Wort “Rutsch” leitet sich wahrscheinlich vom hebräischen Namen des jüdischen Neujahrsfestes “Rosch Hashana” ab. Der Ausdruck bedeutet soviel wie Kopf oder Anfang des Jahres. Mit der heutigen Bedeutung des Wortes “Rutsch” hat es also ursprünglich nichts zu tun. Andere Quellen sehen in dem Ausdruck “Rosch” kein hebräisches Wort, sondern ordnen es dem Rotwelschen, einer Studentensprache, zu.
Sind die ersten Sekunden des neuen Jahres angebrochen, so stößt man auf Silvesterfeiern, Silvesterpartys und Feten mit einem Glas Sekt oder Champagner an und sagt “Prosit Neujahr” oder kurz “Prost Neujahr”. Wer Latein in der Schule gelernt hat, weiß, dass das Wort “Prosit” lateinisch ist und übersetzt “Es möge gelingen” bedeutet. Alle diese Neujahrswünsche, ob frei formuliert oder in Reime gefasst, drücken die Hoffnung aus, dass das neue Jahr dem Mitmenschen Glück bringen werde.
Das Wort Glück kann zweierlei bedeuten. Es gibt das Glück im Sinne von günstigem Schicksal und das Glück im Sinne von Glücklich-Sein. So ist beispielsweise ein Lottogewinn ein glückliches Ereignis, ob man mit dem vielen Geld dann aber auch wirklich glücklich wird, ist eine andere Frage. Der Glückwunsch für das neue Jahr kann beides beinhalten, dass das Schicksal dem Mitmenschen hold sein möge bzw. dass er in jeder Lage glücklich und zufrieden bleiben möge. Neujahrswünsche beziehen sich in der Regel auf Gesundheit, Glück und Erfolg im Beruf, Glück in der Familie, Frieden in der Nachbarschaft und in der Welt usw.
Im Raum Bitburg-Prüm in der Eifel ist es im familiären Bereich teilweise noch Brauch, dem Neujahrsgruß “Prost Neujahr” oder “ein glückliches Neujahr” den Wunsch “und mir ein Neujährchen” anzufügen. Damit verbunden ist die Hoffnung auf ein kleines Geldgeschenk oder ein anderes Geschenk. Vor allem Kinder sagen gerne diesen Spruch auf, um Geldgeschenke oder andere Geschenke zu erhalten.
Freunden, Verwandten und Bekannten, mit denen man Silvester nicht zusammen auf einer Silvesterfeier oder Silvesterparty verbringen konnte, übermittelt man den Neujahrswunsch über Neujahrskarten oder telefonisch. Dabei ist es der Fantasie und dem Talent des einzelnen überlassen, ob er das Grußwort in Prosa, als kurzen Vers oder als Gedicht verfasst. Auch wenn die Grußkarte mit einem Zitat versehen ist, muss der Gruß nicht unpersönlich sein. Wer lustig veranlagt ist und seinen Humor unter Beweis stellen möchte, vermittelt seine Silvestergrüße vielleicht auch als Witze.
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Weitere Silvesterbräuche und Neujahrsbräuche
In der Neujahrsnacht vertreibt man das alte und begrüßt das neue Jahr durch Geräusche, lauten Lärm und Schießerei. Dies ist heute so und war schon zu germanischer Zeit so. Früher geschah dies mit Hilfe von Trommeln, Schellen und Peitschenknallen. Heute sind es vor allem Böller und andere Feuerwerkskörper, die lautstark das neue Jahr ankündigen. Neben dem Abfeuern von Böllern und Raketen kennt man in manchen Regionen auch das Neujahrsschießen mit Gewehren. In der Altmark benutzt man die Gewehre, um beim Morgengrauen am Neujahrstag in die Gärten zu schießen, damit die Bäume reichlich Früchte tragen mögen. Bei diesem Neujahrs-Schießen sollte jedoch nach Möglichkeit kein Baum getroffen werden. Vor allem in der Alpenregion wird das neue Jahr mit Peitschengeknall angekündigt. Dieser Brauch erinnert an den germanischen Ritus zur Vertreibung böser Geister in den Rauhnächten. In Westfalen kannte man früher den Brauch des Neujahrs-Hämmerns, bei dem der Schmied sich mit seinen Gesellen um den Amboss versammelte, um das alte Jahr mit rhythmischen Schlägen auszuhämmern.
In Norddeutschland gehen die Kinder am Neujahrstag mit dem so genannten “Rummelpott” herum und singen Lieder. Der Rummelpott ist ein tönerner Topf, über den eine Schweinsblase mit einer Öffnung gespannt ist. Aus der Öffnung schaut ein Stück Schilfrohr heraus, das beim Reiben mit der Handinnenfläche ein brummendes Geräusch verursacht. Auch in anderen Regionen in Deutschland gibt es das Neujahrssingen von Kindern, wenn auch ohne “musikalische Begleitung”. So klingeln beispielsweise in Baden Kinder an den Türen der Nachbarn und tragen kurze, überlieferte Reime als Lied vor, die einen Neujahrswunsch ausdrücken, deren Sinn oftmals aber auch Rätsel aufgeben.
Das Singen zum Jahreswechsel spielt auch eine besondere Rolle in Rheinfelden in der Schweiz. Dort versammeln sich am Silvesterabend um 21 Uhr die Sebastiani-Brüder zum Brunnen-Singen. Dieser spezielle Brauch geht auf ein Versprechen von zwölf Männern zurück, die sich 1541 zusammenschlossen, als die Pest in der Stadt sehr viele Menschenleben kostete. Auf diese Weise hoffte man, die Stadt zukünftig vor der Krankheit zu bewahren. Der Grund, warum man am Brunnen sang, lag in der Annahme, dass die Pest von verseuchtem Wasser herrührte.
In einer anderen Schweizer Stadt, in Winterthur, wird das neue Jahr nach alten Traditionen ebenfalls auf musikalische Weise begrüßt. Ab 23.45 Uhr erklingt in der Silvesternacht vom hohen Nordturm der Stadtkirche besinnliche Bläsermusik, bevor um 0 Uhr dann die Glocken läuten. Glockenläuten als Silvesterbrauch entstand bereits im 16. Jahrhundert mit dem Ein- und Ausläuten des Tages durch die Turmwächter.
Ein alter Silvesterbrauch aus dem niederländisch-rheinischen Raum ist das sogenannte “Beiern”, ein Glockenspiel der besonderen Art. Beim Beiern wird nur eine Kirchenglocke automatisch in Bewegung gesetzt. Sie bestimmt den Takt und das Tempo. Die übrigen Glocken werden durch die “Beiermänner” von Hand angeschlagen, wodurch verschiedene einfache Melodien zum Klingen gebracht werden. Leider wird dieses Silvesterbrauchtum nicht mehr gepflegt, vielleicht auch deshalb, weil es eines gewissen Grades an Fertigkeit und eines intensiven Übens bedarf.
Ein ebenfalls ausgestorbener, aber interessanter Silvesterbrauch stammt aus der Uckermark im Nordosten Brandenburgs zwischen den Städten Angermünde, Templin und Prenzlau. Dort ging bis etwa 1930 in den Dörfern der so genannte “Pelzbock” um, ein in Strohseide eingewickelter junger Mann. Mit dem Wort Pelz ist in diesem Fall jedoch kein Tierfell gemeint, es ist vielmehr eine Bezeichnung für Pfannkuchen. Der Pelzbock wurde bei seinem Rundgang von Haus zu Haus von vier Treibern in Ketten und zwei als Stutenfrauen verkleideten Burschen begleitet. Mit Handorgel und Geige wurde Musik dazu gemacht. In großen Körben sammelte man Pelze (also Pfannkuchen), aber auch Wurst, Speck, Kuchen, Schnaps und Wein. Mit diesen Gaben feierten die Burschen dann anschließend Silvester.
Eng mit dem “Pelzbock” verwandt ist der Strohbär, der in Hessen beheimatet ist. Er ist wie der “Pelzbock” ebenfalls fast gänzlich eingehüllt, jedoch in Stroh. Zusammen mit dem Strohbär sammeln Jugendliche am Silvesterabend Speck, Eier, Wurst und Schnaps, um damit den Jahreswechsel zu feiern.
Kaum noch gepflegt wird auch der Brauch der so genannten Neujahrsumgänge, die es in früherer Zeit in unterschiedlichen Formen gab. So besuchten in manchen Gegenden Deutschlands an Neujahr Kinder ihre Paten, um das neue Jahr anzuwünschen. In vielen ländlichen Gegenden besuchten junge Männer die Häuser der Nachbarschaft und nutzten dabei die Gelegenheit, sich nach einer möglichen Braut umzusehen. Dabei sprach man nicht selten bei einer herzhaften Brotzeit reichlich dem Schnaps und anderen hochprozentigen Flüssigkeiten zu. Solche Besuchsgänge konnten aber auch einfach der Kontaktpflege zur Nachbarschaft dienen.
Einem nur noch äußerst selten anzutreffenden Brauch zum Jahreswechsel mit wohltätiger Wirkung konnte man in früheren Zeiten in Franken begegnen, dem so genannten “Fitzeln”. Vor allem Kinder praktizierten das Fitzeln. Dabei ergriffen sie die Hand des Gegenübers, schlugen ihm mit einem kleinen Tannenzweig oder einem Myrtensträußchen auf den Handrücken, sagten einen von zahlreichen Fitzelsprüchen auf und erhielten als Lohn dafür Obst, Frucht, Süßigkeiten oder kleine Geldbeträge.
Ein Brauch, bei dem es unter anderem auch um Geselligkeit geht, ist das Würfeln an Sylvester. Im weitesten Sinne könnte man es auch als Orakelbrauch deuten, denn beim Würfeln bleibt alles dem Zufall überlassen und das Ergebnis ist genauso ungewiss wie die Zukunft. Jung und Alt treffen sich in verschiedenen Lokalen, um das Jahr beim gemeinsamen Glücksspiel ausklingen zu lassen. Mancherorts wird um Würstchen gewürfelt wie etwa in vielen Gemeinden des Vogelsbergs, einem Mittelgebirge in Hessen. Der Sieger erhält jeweils ein Würstchen. Andernorts kennt man auch das Würfeln um Brötchen oder Brezeln. Auch hier erhält der Sieger eine Belohnung, die in diesem Fall nicht aus einem Würstchen, sondern eben aus einem Brötchen oder einer Brezel besteht. Die Regeln, nach denen gewürfelt wird, sind regional unterschiedlich.
Gespielt wird an Silvester auch im Rheinland. In einem Stadtteil von Dormagen versammeln sich jedes Jahr Einheimische zum so genannten “Lottern”. Jeder Mitspieler erhält Karten mit einer Zahlenreihe und Plättchen zum Abdecken der gezogenen Nummern. Sieger ist, wer eine zusammenhängende Zahlenreihe auf seiner Karte abgedeckt hat. Die Belohnung für ihn besteht aus einer Brezel.
Im Norden von Westfalen dürften sich die Vertreter des männlichen Geschlechts darüber freuen, daß ein Silvesterbrauch ausgestorben ist, der noch im 19. Jahrhundert gepflegt wurde. An Silvester übernahmen nämlich die Frauen für kurze Zeit das Regiment. Die Männer mussten sich um den Haushalt und die Kinder kümmern und den Frauen gehorchen.
Neben den angeführten Bräuchen gibt es noch eine Reihe regional oder auch örtlich gewachsener Silvesterbräuche und Neujahrsbräuche, die noch heute zum Jahreswechsel mal mehr, mal weniger gepflegt werden.
http://www.silvestergruesse.de/1-0-silv ... bedeutung/Gruß an die, die alte Traditionen leben
Der Honigmann
Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen- der Artikel ist nicht !!!!! von mir- ich fand ihn sehr aufschlussreich und man muss deshalb nicht gleich den " Honigmann" auf seinen Seiten besuchen...deshalb auch nicht als Link gestaltet- Ingo B.