Leider sucht das Dorf immernoch das Wappen !!!
Die Kirche (wird derzeit saniert)
http://kunower-dorfverein.de/sanie/img/00gesamtblickinnen.pngAus der Kunower Ortskronik - Zur geschichtlichen Entwicklung des Dorfes Kunow
Aus dem Heft: ''700 Jahre Kunow - 1305 bis 2005''
Im heutigen Land Brandenburg, inmitten der Prignitz, von den vier Städten Perleberg, Pritzwalk, Kyritz und
Havelberg ca. 20 km entfernt, liegt unser heutiges Dorf Kunow. Sein Name sagt schon, dass es eine ehemalige
wendische Siedlung ist. Erstmalige Hinweise auf die Gründung von Kunow deuten auf das Jahr 946 hin.
Um diese Zeit liegt auch der erste Kirchenbau.
Auch wenn der Ortsname Kunow im Laufe der Zeiten mehrfach verschieden geschrieben wurde, wie 1305 kunaw,
1484 konow, 1581 Kunow, 1592 Konow, 1652 Cunow, 1686 Cuno und zuletzt Kunow, so führt der Ortsname
Kunow auf wendische Wort Kunowa zurück.
Laut ''Brandenburgisches Namensbuch - Herausgeber: Sophie Wauer - Band 6 - Weimar 1989", findet Kunow
folgende Erklärung: Kon'ov - Ort, wo es Pferde gibt bzw. Ort eines - Kon", kon" - Pferd. Eine andere Erklärung
deutet auf Cona hin, was soviel wie Marder bedeutet. Für diese Deutung spricht die Tatsache, daß einst das
Siegel der Gemeinde einen springenden Marder trug.
Wie dem auch sei: Der nödliche Teil des Dorfes deutet noch heute die Gestalt eines offenen wendischen
Rundlings an, in dessen Mitte die Kirche erbaut wurde. Der Volksmund nennt diesen Teil den Ort. Das spricht
dafür, dass hier das eigentliche Wendendorf gestanden hat. Daran wurde dann im Laufe der Zeiten die westliche
Straßenzeile gebaut. Das Wendendorf hatte schon im Jahre 946 die östliche Nachbarsiedlung Beckenthin oder
einfach nur Benthin genannt. Dicht hinter dem Dorfbach der Beke hat man beim Pflügen Mauerreste dieser
ehemaligen Siedlung gefunden, die dem Domkapitel zu Havelberg zinspflichtig war. In alten Akten heißt es:
"... und endlich hat das Domkapitel beigebracht, daß die halbe Feldmark Bäckenthin (das heutige Beckenthin)
ihr schon bei ihrer Stiftung vom Kaiser Otton dem 1. als frexe Gebür übergeben worden". Bald vereinigten sich
Kunow und Beckenthin zu einer Gemeinde. Auch darüber geben die Akten Auskunft, wenn sie erzählen,
"dass nun Beckenthin und Kunow seit uralten Zeiten sich miteinander combinirt haben oder in eines gezogen
worden sind", oder wie ein Quitzowsches Erbregister aus dem Jahre 1625 berichtet, ,,dass bei Cunow eine
Feldmark liegt, so Beckenthin genannt wurde, welche Feldmark die Cunowschen von jeher und so lange
Menschen gedenken können im Gebrauch haben".
Die Feldmark Beckenthin umfasste 27 Hufen, die Feldmark Kunow 38 Hufen, sodass die gesamte Kunower
Feldmark 65 Hufen groß war (1 Hufe = 45 - 60 Morgen oder soviel, wie für eine Familie ausreichend;
ab 1900: 1 Hufe = 30 Morgen). Die Kunower - Beckenthiner Bauern waren außer dem Dom zu Havelberg noch
den Quitzows auf Burg Kletzke, die die Gerichtsbarkeit über den Ort hatten, zinspflichtig. Schon 1376 aber
verpfändeten die Quitzows dem Bischof zu Havelberg Hebungen von dem Schulzengerichte und dem halben
Dorf Kunow - Beckenthin. Der Bischofsdomrat zu Havelberg beleiht im Jahre 1448 Philipp Priggenitz mit 7 Hufen
einen Viertel auf der Feldmark Beckenthin (Riedel, Codex).
Im Jahre 1424 hatte Hans Prignitz den armen Leuten zu Kunow zwei Schock Kühe gewaltsam und widerrechtlich
genommen (Riedel, Codex). Kunow schien ein begehrtes einträgliches Lehen zu sein; denn auch den
"von Saldern" auf Plattenburg hatten die Kunower 1713 Zins zu entrichten. "Es zeigen die Lehnbriefe des
Appellaten (des Grafen Alexander Friedrich von Kameke zu Kletzke) als derer von Quitzow von 1581, 1600, 1658,
1688 und 1713, dass selbige mit 3 ½ Hufe auf der Feldmark Beckenthin beliehen sind. Ferner zeigt der Lehnbrief
vom 16. September 1713, dass die von Saldern mit ¼ der quaste Feldmark beliehen sind".
Eine alte adlige Prignitzer Familie ist die der Herren von Kunow. Als namensgebender Stammsitz ist zweifellos
unser Dorf anzusehen. Es ist anzunehmen, dass Kunow von einem Familienmitglied der großen Familiengruppe
Quitzow (Kletzke) in Besitz genommen wurde, die von dem neuen Besitz wiederum einen neuen Familiennamen
ableitete.
Das alte, von der Familie Konow (Kunow) übernommene Stammwappen, wurde beibehalten. Bei der ersten
urkundlichen Erwähnung des Dorfes im Jahre 1305 sind die Herren "von konow" nicht mehr Besitzer des Ortes,
sondern die Markgrafen, die Dorf und Kirche dem Stift Havelberg schenkten. Die "von konow" behielten jedoch
anderweitig Lehnbesitz in ihrer Stammheimat; bis zu ihrem Aussterben. Schon 1295 erscheinen die "von konow"
als Urkundenzeugen, wie Riedels Urkundensammlung ausweist, neben denen "von Wardenburg" und einem
"von Quitzow". Aus unserem Ort soll die gleichnamige Pritzwalker Bürgermeisterfamilie stammen.
Vor 1385 - 1872 hatte Kletzke die Herrschaft über Kunow und Beckenthin. Im Jahre 1576 waren 28 Hüfner,
9 Kossäthen, darunter ein Schmied vorhanden.
Der für ganz Deutschland verheerende Dreißigjährige Krieg machte aus unserem Dorf fast einen Trümmerhaufen.
Plündernde Söldner, Hunger und Pest ließen das Dorf zusammenschrumpfen. Im Jahre 1652, vier Jahre nach
Beendigung des Krieges, finden wir ein Protokoll des Landreiters Samuel Rose, der den Einwohnerstand beider
Prignitzer Kreise aufzustellen hatte. Es hatten sich bereits zu dieser Zeit 16 Hofwirte mit 48 Personen,
davon 9 Hüfner und 7 Kossäthen.
Während der jahrelangen langsamen Erholung und Ruhe des Landes, kam dann die Fahrpost. Kunow lag an der
Strecke Berlin - Hamburg. Am Nordende des Dorfes war die Schenke. Dort wurden nach kurzer Rast die
ermüdeten Pferde gewechselt.
Dann kamen die unglücklichen Jahre 1806 und 1807. Durchziehende Truppen und ungeheure Kontributionen
stellten wiederum ungeahnte Anforderungen an das Dorf. Doch der Fleiß und die Zähigkeit der Bauern ließ auch
diese schwere Zeit vorübergehen. Durch die Aufhebung der Hörigkeit der Bauern (Steinsche Reformen am
09.10.1807) machte auch unsere Hofwirte im Laufe von Jahrzehnten zu freien Bauern.
Tätigen Anteil nahmen auch unsere Gemeindemitglieder an den Befreiungskriegen. Die Blutopfer blieben unserer
Gemeinde nicht erspart. In den Jahren 1839 und 1850 wurde Kunow von zwei großen Bränden heimgesucht.
Mehrere damals neu errichtete Fachwerkbauten tragen Inschriften von diesem Unglück:
>> Bauherr Johann Christian Schulz / Frau Maria Dorothea; geborene Marth /
abgebrannt am 18.09. 1839 / aufgebaut am 25.04.1840
>> Bauherr Joachim Granzow / Frau Marie Elisabeth Braband;
Unser müh und arbeit richt nicht aus, wo Gott der Herr nicht baut das Haus.
Durch Brand vernichtet; den 17. und 18. Juni 1850; wieder aufgerichtet den 5. Mai 1851.
Die Häuser konnten nur dadurch soll schnell aufgebaut werden, da die Leute aus umliegenden Dörfern aufeinander
angewiesen waren. So haben die Fuhrwerkshalter Steine, Kies usw. angefahren und sich untereinander geholfen.
Die Chaussee von Berlin nach Hamburg wurde in den Jahren 1829/1830 gebaut. Geplant war auch der Bau von
Groß Welle - alter Postweg - nach Döllen.
Die Friedenseiche fand ihren Platz vor der Kirche 1871 und die Linden an der Dorfstraße pflanzte jeder vor seinem
Grundstück im Jahre 1882/1883. Dazu ernannte der Gemeindevorsteher Lüdeke einen Bestimmten Tag, damit alle
Bäume in einer Flucht gepflanzt werden konnten.
Die Bahnverbindung zwischen Lindenberg und Glöwen wurde im Jahre 1912 dem Verkehr übergeben.
"Unser Pollo" war als reine Wirtschaftsbahn gedacht; die Personenbeförderung kam erst später hinzu.
Kunow war bis 1914 zu einem blühenden wohlhabenden Dorf von ca. 500 Seelen gewachsen.
Die schweren Opfer des 1. Weltkrieges; 16 Gefallene in der Gemeinde, den Verlust des gesamten
angesammelten Vermögens, hat auch Kunow schwer erschüttert.
Die nun folgenden Jahre des dauernden Niedergangs der deutschen Wirtschaft haben weiter dazu geführt,
dass viele Bauern stark verschuldeten. Die Mutlosigkeit griff immer wieder um sich. Zu Ehren der 16 gefallenen
Helden hat man nach dem 1. Weltkrieg ein Denkmal mit deren Namen gesetzt. Es stand bis in die 60er Jahre am
Giebel nahe der Raiffeisenbank. Für die 16 Gafallenen pflanzte die Gemeinde zusammen mit dem Kriegerverein
16 Eichen auf diesem dreieckigen Platz und alljährlich ihrer Kriegstoten. Das Kriegerdenkmal fand bei der
Neugestaltung des Kirchhofs in den 60er Jahren - während der Amtszeit von Pfarrer Dahms - seinen Platz
an der Ostmauer.
Kunow ist ein typisches Straßendorf mit einem Dorfanger, auf dem die Kirche steht. Die Bebauung ist überwiegend
eingeschossig, vereinzelt zweigeschossig. Die Wohnhäuser stehen zumeist in Traufstellung, einige wenige auch
in Giebelstellung zur Straße. Nur am Schrepkower Weg befindet sich ein 18 WE- Block in des gesamten Dach-
bodens. 24 Wohnhäuser, die man als typische Bauernhäuser bezeichnen kann, befinden sich im Ort Kunow.
Sie bestehen meist aus dem Jungen- und dem Altenteil und sind 1840, 1850/1851, vor dem 1. Weltkrieg und
ein Haus vor dem 2. Weltkrieg gebaut worden.
Auch im Ort Beckenthin gibt es zwei solcher Bauernhäuser. Zur Gemeinde Kunow gehört die Siedlung Beckenthin
und das Dorf Krams; die heutigen Gemeindeteile. Krams wurde 1974 eingemeindet.
Die 1882/1883 gepflanzten Linden der Dorfstraße sind in den 60er Jahren und die letzten fünf in den 70er Jahren
abgeholzt worden. Der jetzige Altbaumbestand, vorrangig aus Eichen und Linden, beginnt erst ab der Friedens-
eiche und auf den Freiflächen zwischen Postweg und Lindenberger Weg. Auf der rechten Seite des Lindenberger
Weges stehen die 16 Eichen, wovon zwei seit längerem der Säge zum Opfer vielen und eine vom Sturm im
Dezember 1993 mit der Wurzel abgeknickt ist. Am Postweg stehen Linden als Alleebäume.
Die Friedenseiche vor der Kirche (gepflanzt 1871) ist als Naturdenkmal ausgewiesen.
In Beckenthin herrschte ab 1860 das "Kohlefieber". Die Kossäthen, die damals zwischen 1 ha und 3 ha besaßen,
gingen dem Gewerbe der Braunkohlenförderung für etwa 30 Jahre. Dann wurde die Kohlenförderung eingestellt,
da es sich nicht mehr lohnte.
Das elektrische Licht wurde im Jahre 1922/1923 in den Häusen installiert. Das erste Telefon hatten die
Gastwirtschaften Haase in Kunow und Benn in Beckenthin. Das erste Auto im Ort besaß der Viehändler
Benno Wolff. Den ersten Traktor (oder im Volksmund auch Trecker genannt) des Fabrikats Deutz
schaffte sich der Bürger Emil Breddin an.
Herausgeber:
Ortsbeirat Kunow, im April 2005
Quelle:
Ortskronik der Gemeinde Gumtow - OT Kunow
Ausgewählt, aufgeschrieben und bearbeitet von:
Sieghilde und Herbert Sabionski, Eberhard Neumann